Inkontinenz - ein Thema, das viele Menschen betrifft

Kaum ein Thema löst bei den Betroffenen so ein großes Schamgefühl aus, wie das der Inkontinenz. In Deutschland gibt es über neun Millionen Betroffene, doch kaum jemand spricht darüber. Ältere Menschen erkranken häufiger, als jüngere. Männer sind seltener betroffen, als Frauen. Eines haben alle Betroffenen gemeinsam - sie leiden unter dem unkontrollierten Ausscheiden von Harn und / oder Stuhl.

Wer aus Scham das Thema Inkontinenz zum Tabu erklärt, erhält keine Hilfe und wird mitunter im Alltagsleben stark eingeschränkt. Die Betroffenen haben Angst, jemand könnte etwas bemerken. Freunde werden seltener getroffen, Hobbies eingeschränkt, Theaterbesuche werden weniger - der soziale Rückzug führt zu einer großen psychischen Belastung und im schlimmsten Fall zur Vereinsamung.

 

Es ist daher wichtig, das Thema Inkontinenz offen mit anzusprechen, um mögliche Therapien und Behandlungen in Erfahrung zu bringen. Die Therapieformen und Behandlungen sind so vielfältig, wie die Erkrankung selbst.

Vielleicht sind Sie selbst betroffen oder einer Ihrer Angehörigen?

 

Wir möchten Sie gern umfassend informieren und aufklären, um Ihnen die Scham zu nehmen, offen mit Ihrem Arzt oder Ihrer Familie über die Inkontinenz zu reden. Denn Blasenschwäche gehört nicht typsicherweise zum Älterwerden dazu.

Es ist leider nicht jede Inkontinenz heilbar, aber behandelbar. Mit den richtigen Inkontinenzhilfsmitteln lässt sich die Lebensqualität bereits erheblich verbessern. Heute muss sich niemand mehr mit einer Inkontinenz abfinden - die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Wichtig ist, je früher die Inkontinenz behandelt wird, desto höher sind die Aussichten auf Erfolg.

Was versteht man unter Inkontinenz?

Herkunft: aus dem Lateinischen incontinens = nicht bei sich behaltend

 

Unter der Bezeichnung Inkontinenz versteht man die mangelnde Fähigkeit des Körpers, Harn oder Stuhl zu halten und gewollt auszuscheiden. Die Blase oder der Darm entleeren sich unkontrolliert und ohne Vorwarnung. Laut Experten beinhaltet die Definition auch das Unvermögen, den Toilettendrang zu kommunizieren, um geeignete Hilfestellung zu erhalten.

Harninkontinenz wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch als "Blasenschwäche" oder "schwache Blase" bezeichnet. Sie tritt in allen Altersklassen auf und nimmt jedoch im Alter stark zu. Blasenschwäche kann verschiedene Ursachen haben und ist in den meisten Fällen ein Symptom einer Erkrankung der Harnorgane, Nerven, Muskeln oder des Gehirns. Auch hormonelle Störungen, Mehrfachgeburten und Operationen können eine Blasenschwäche begünstigen.

Welche Arten der Inkontinenz gibt es?

Es werden, je nach Ursache, verschiedene Arten von Blasen- und Darmschwäche unterschieden. Betroffene können in den meisten Fällen ihre Ausscheidungen nicht mehr aktiv zurückhalten, wenn sie einen Toilettendrang verspüren. Andere Menschen verlieren gänzlich das Gefühl für Darm und Blase.

Harninkontinenz | Blasenschwäche

Eine der häufigsten Ursachen für Harninkontinenz ist eine Schließmuskelschwäche. Diese betrifft vor allem Frauen. Schwere Geburten oder Mehrfachgeburten können zu einer Überdehnung der Beckenbodenmuskulatur führen. Bei Frauen sinken während der Wechseljahre der Hormonspiegel und die Beckenbodenmuskulatur wird schwächer. Die Folge ist, dass die Blase absinkt und auf den Schließmuskel drückt. Auch Übergewicht ist eine mögliche Ursache und sollte möglichst verringert werden, um den Beckenboden nicht unnötig zu belasten.

Männer leiden hauptsächlich in Folge von Prostata(krebs)operationen an einer Schließmuskelfläche.

 

Eine weitere Ursache ist eine unkontrollierte Aktivität des Blasenmuskels, auch Blasenüberaktivität und Blaseninstabilität genannt. Die Auslöser hierfür sind vielfältig. So können beispielsweise Blasenerkrankungen, Nervenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Erkrankung des Gehirns, Altersdemenz und auch psychische Einflüsse für die Harninkontinenz verantwortlich sein. Bei Jugendlichen und Kindern können angeborene Fehlbildungen, verspätete Reifungsprozesse im Gehirn und psychische Probleme der Auslöser für (nächtliches) Einnässen sein.

 

 

Zu den häufigsten Arten der Blasenschwäche gehören:

 

Belastungs- oder Stressinkontinenz

Die Betroffenen verlieren unkontrolliert Urin während einer körperlichen Anstrengung (engl. "stress"), zum Beispiel durch schweres Heben und Tragen, aber auch Niesen, Husten und Lachen sind mögliche Auslöser. Dies ist vor allem auf eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur zurückzuführen. Der Beckenboden ist eine wichtige Stütze rund um Blase und Harnröhre, funktioniert er nicht mehr richtig, kommt es aufgrund körperlicher Belastung und dem damit einhergehenden Druck im Bauchraum zu geringen Mengen Harnverlust. Diese Art der Blasenschwäche betrifft ungefähr 70 Prozent der Frauen.

 

Ursachen bei Frauen:

die Beckenbodenmuskulatur ist durch Schwangerschaft oder Wechseljahre geschwächt oder überdehnt. Weitere Risikofaktoren sind falsche Ernährung (Verstopfung), Adipositas oder chronische Erkrankungen, wie z. B. Asthma.

 

Ursachen bei Männern:

Auslöser kann eine Prostataoperation oder ein Unfall sein, wodurch die äußeren Blasenschließmuskeln geschädigt wurden. 

 

 

Dranginkontinenz

Eine Dranginkontinenz wird häufig durch eine übersensible oder überaktive Blase verursacht. Charakteristisch ist ungewollter Harnverlust mit dem ein starker Drang Wasser zu lassen einhergeht oder unmittelbar vorher spürbar ist. Der Drang lässt sich nur schwer aufschieben oder ignorieren, obwohl die Blase nur sehr wenig gefüllt ist. Die Betroffen eilen zur Toilette, obwohl sich nur wenige Tropfen in der Blase angesammelt haben. Dieser häufige Gang zur Toilette schränkt die Betroffenen im Alltag sehr ein.

Ebenso typisch für diese Erkrankung ist, dass der Harndrang ist so stark und plötzlich auftritt, dass er kaum unterdrückt werden kann. Der Entleerungsreiz ist so heftig, dass die Betroffenen es nicht mehr zur Toilette schaffen, ohne dass die Blase tatsächlich gefüllt ist.
Häufig erkranken ältere Menschen ab 60 Jahren an einer Dranginkontinenz. Frauen beinahe drei Mal häufiger, als Männer.

 

Es gibt zwei Arten der Dranginkontinenz:

 

Sensorische Dranginkontinenz ("überempfindliche Blase", "Reizblase")

Die Ursache liegt häufig an einer Störung der Signalübertragung zwischen dem zentralen Nervensystem und der Blase. Die Blasenwand reagiert bereits bei geringer Fülling mit Harndrang. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Blase entzündet ist. Auch Blasensteine, eine Harnwegsentzündung, Östrogenmangel (bei Frauen) oder eine vergrößerte Prostata (bei Männern) sind Auslöser der sog. Reizblase.

 

Motorische Dranginkontinenz ("überaktive Blase")

Hier liegt die Ursache an einer übermäßig stark angespannten Muskulatur der Blasenwand. Die Blase kann sich dadurch schlecht ausdehnen und löst trotz unvollständiger Füllung vorzeitig eine Blasenentleerung aus. Seelischer Stress oder die Aufregung vor besonderen Ereignissen sind Auslöser. Aber auch Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, MS oder ein Schlaganfall können zur Auslösung der entsprechenden Nervenimpulse beitragen.

 

 

Mischinkontinenz

Bei einer Mischinkontinenz hat der Betroffenen Symptome einer Belastungs- und Dranginkontinenz. Besonders betagte Menschen und auch Frauen sind überwiegend betroffen. Charakteristisch für diese Form der Inkontinenz ist ein plötzlich auftretender, starker Harndrang und unkontrollierter Urinverlust, verbunden mit starkem Heben, Treppensteigen, Lachen oder Niesen.

 

 

Überlaufinkontinenz

Bei einer Überlaufinkontinenz kommt es bei den Betroffenen zu einem unkontrolliertem Überlaufen der Blase. Die Harnröhre ist blockiert oder eine geschwächte Muskulatur sind hierfür verantwortlich. Diese Form der Inkontinenz betrifft vor allem Männer. Häufig leidet der Erkrankte unter einer vergrößerten Prostata, wodurch die es zu einer Abflussbehinderung im Bereich des Blasenausgangs oder der Harnröhre kommt. Die Blase füllt sich immer weiter und wird durch den Urin so stark gedehnt, bis der Schließmuskel dem Druck nicht mehr standhalten kann und unwillkürlich Urin abläuft.

 

In Fachkreise werden noch weitere Formen der Inkontinenz unterschieden. Wir haben nur die gängigsten kurz erläutert. Die exakte Diagnose einer Inkontinenz stellt durch den Arzt kein Problem dar. Selbst, wenn Sie bereits seit Jahren an einer Inkontinenz leiden, ist medizinische Hilfe möglich. Erleichtert werden kann die Diagnosestellung, indem der Betroffene mithilft und einige Tage lang ein sog. Miktionsprotokoll führt. Darin werden Flüssigkeitsmengen notiert und die Häufigkeit und Drang des Toilettenganges. Gerne unterstützen wir Sie hierbei und stellen Ihnen die notwendigen Unterlagen zur Verfügung. Sprechen Sie uns gerne an!

Stuhlinkontinenz | Darmschwäche

Menschen, die unter einer Stuhlinkontinenz leiden, haben keine oder nur noch sehr wenig Kontrolle darüber, den Zeitpunkt der Stuhlausscheidung und der Darmgase selbst zu bestimmen und willentlich zurückzuhalten. Es kommt zu einem ungewollten Abgang. Schätzungsweise fünf Prozent der Deutschen leiden an Stuhlinkontinenz. Die Ursachen dieser Krankheit sind vielfältig. Bei älteren Menschen ist häufig ein schwacher Schließmuskel sowie eine schwache Beckenbodenmuskulatur der Grund. Weitere Risikofaktoren sind Verstopfungen, Darmträgheit und Operationen am Enddarm.

 

Stuhlinkontinenz tritt bei Männern, als auch Frauen auf. Frauen sind laut Deutscher Kontinenz Gesellschaft vier bis fünf Mal häufiger betroffen, als Männer. Der Grund hierfür sind anatomische Unterschiede des Beckenraumes sowie die Belastung durch Schwangerschaft und Geburten. Es ist auch möglich, dass bei einer bestehenden schweren Harninkontinenz zusätzlich eine Darminkontinenz vorliegt.

 

Zu den ersten Symptomen einer Stuhlinkontinenz gehört, wenn Darmgase entweichen, ohne dass der Betroffene es bemerkt und nicht mehr zurückhalten kann. Dies bezeichnet bereits eine leichte Form der Darminkontinenz. Ein weiteres typisches Symptom einer beginnenden Stuhlinkontinenz ist, wenn regelmäßig die Unterwäsche verschmutzt ist. Sehr deutliche Symptome sind das Ausscheiden von flüssigem Stuhl und in schweren Fällen kann der Betroffene selbst geformten Stuhl nicht mehr halten.

 

 

Hauptsächlich werden zwei Arten unterschieden:

 

Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz verspürt der Betroffene zwar den Drang zur Toilette zu gehen, er hält es jedoch nicht so lange aus, um auf Toilette zu kommen. Oftmals ist die Ursache eine Abschwächung des Afterschließmuskels.

 

Passive Inkontinenz

Der Betroffene scheidet Stuhl aus, ohne ein Dranggefühl zu verspüren.

Stufen der Inkontinenz

Die Schwere der Inkontinenz hängt nicht mit der Ursache der Blasenschwäche zusammen. Um die richtige Behandlungsmethode festzulegen und die richtige Auswahl der Inkontinenzprodukte zu ermitteln, wird die Inkontinenz in Stufen unterteilt. Die jeweilige Stufe dient als wichtigster Faktor bei der Wahl des richtigen Inkontinenzproduktes.

 

Inkontinenzstufen

Menge des unkontrolliert ausgeschiedenen Harns (in ml) im Zeitraum von 4 Stunden


Tröpfcheninkontinenz
Leicht

Mittel

Schwer

Sehr schwer

bis zu 50 ml

50-100 ml

100-200 ml

200-300 ml

über 300 ml


Statistiken besagen, dass der Großteil der Betroffenen an einer leichten Inkontinenz erkrankt ist. Viele Erkrankte leiden nur temporär auf Grund einer vorangegangenen Krankheit unter Inkontinenz. Sehr wenige Menschen leiden unter einer sehr schweren Inkontinenz. Bei diesen Menschen handelt es sich vorrangig um bettlägerige Patienten, die ihre physiologischen Bedürfnisse nicht mehr willentlich kontrollieren können.

 

Egal wie stark die Inkontinenz ausgeprägt ist, wichtig ist, dass die Betroffenen schnellstmöglich Hilfe in Anspruch nehmen und sich einem Arzt oder Pfleger / Betreuer anvertrauen. Die Angst vor peinlichen Missgeschicken und unangenehmen Gerüchen erzeugt einen großen Leidensdruck bei den Erkrankten. Der Rückzug aus dem öffentlichen Leben ist oft eine traurige Folge. Scheuen Sie daher nicht den Gang zu einem Facharzt (Proktologe) oder suchen Sie sich in einem der Kontinenz-Zentren Hilfe.

Risikofaktoren

Es gibt viele Risikofaktoren für Inkontinenz. Altern allein ist, entgegen der gängigen Ansicht, kein ausschlaggebender Grund für Inkontinenz. Blasen- und Darmschwäche ist eine Begleiterscheinung einiger Krankheiten und kann Symptom oder Folge dessen sein.

Alter

Der Körper von Frauen und Männern verändert sich mit zunehmendem Alter. Bei Frauen verringert sich der Östrogenspiegel während der Wechseljahre und dadurch verliert das Bindegewebe an Spannkraft und Stabilität.

Bei Männern verändert die Prostata und wird zum Risikofaktor für eine Inkontinenz.


Geschlecht

Frauen erkranken häufiger an Harninkontinenz, als Männer. Dies liegt vor allem an der Anatomie beider Geschlechter. Bei Frauen ist das Bindegewebe flexibler, der Beckenboden größer und die Beckenbodenmuskulatur weniger stark ausgeprägt. Schwangerschaften und Geburten beanspruchen den weiblichen Körper stark und mit der Anzahl der Geburten steigt auch das Risiko für eine Inkontinenz.

 

Bei Männern steigt das Risiko ab 50 Jahren an, bedingt durch die Vergrößerung der Prostata, die auf Blase und Harnröhre drückt und dadurch zu einem Abflusshindernis für den Urin werden kann. Anzeichen können ein häufiges Wasserlassen, schwacher Harnstrahl oder das Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung sein.


Lebensstil

Übergewicht auf Grund falscher Ess- und Trinkgewohnheiten ist einer der größten Risikofaktoren. Zu hohes Körpergewicht belastet den Beckenboden, dieser senkt sich ab und drück auf die Blase. Mit zunehmendem Gewicht erhöht sich gleichzeitig auch die Schwere der Inkontinenz. Bewegungsmangel und falsche Ernährung können zu Verstopfungen führen, was ungünstig beim Toilettengang sein kann, da durch Pressen der Druck im Bauchraum erhöht wird. Ähnliches kann man bei Rauchern und dem sog. Raucherhusten beobachten. Das häufige Husten führt zu Druck im Bauchraum und kann eine Inkontinenz fördern. Ebenso können häufige und präventive Toilettengänge dazu führen, dass die Blase verlernt, sich zu dehnen und zu füllen und sich ein verfrühter Harndrang ankündigt. 


Belastung

Physische Belastung, hervorgerufen durch häufiges und schweres Tragen, drückt auf den Bauchraum und belastet die Blase. Kraftsportarten, wie Gewichtheben, können auch eine Inkontinenz begünstigen.

 

Psychischer Stress belastet nicht nur den Geist, sondern auch den Körper. Sorgen im Alltag, Stress, Depression und Aufregung belasten das Nervensystem und führen zu Fehlfunktion bei der Blasenfunktion. Nicht selten tritt bei Frauen eine Harninkontinenz in Folge von emotionalen Problemen auf.


Krankheit

Viele Krankheiten gehen auf familiäre, genetische Vorbelastungen zurück. Erblich bedingt, können beispielsweise schwaches Muskel- und Bindegewebe zu einer Inkontinenz führen.


OP & Behandlung

Operationen und Bestrahlungen des Unterleibs können Inkontinenz fördern. Auch Medikamente können eine Inkontinenz verursachen oder verstärken.


Behandlung und Therapie


Blasentraining

Die Blase wird im Körper durch die Beckenbodenmuskulatur in der richtigen Position gehalten. Funktionieren die Muskeln im Beckenboden gut, besteht vollständige Kontrolle über das Wasserlassen. Verlieren die Muskeln an Kraft, kommt es zu einem ungewollten Urinabgang. Viele Betroffene, die unter einer Blasenschwäche leiden, verspüren einen verstärkten Harndrang und laufen oft auf die Toilette. Die Blase gewöhnt sich an dieses häufige Wasserlassen und nimmt immer kleinere Mengen Flüssigkeit auf. Der vorsorgliche Gang zur Toilette schadet jedoch auf Dauer der Blase!

 

Ziel des Blasentrainings ist es, die vollständige Kontrolle über die Blase zurück zu erlangen. Ideal sind Toilettengänge aller zwei bis drei Stunden. Einen guten Einstieg bildet das sog. Miktionstagebuch. Es werden alle Flüssigkeiten eingetragen, die zu sich genommen und ausgeschieden werden. Auch sollte notiert werden, in welchen Situationen der Harndrang besonders spürbar ist und welche Medikamente eingekommen werden. Zwei bis fünf Tage lang geführt, können sich der Betroffene und der behandelte Arzt einen guten Überblick über die Schwere der Blasenschwäche verschaffen. Anschließend hilft ein Toilettenplan dabei, die Blase an einen festen Rhythmus zu gewöhnen. Vor allem Beschwerden einer überaktiven Blase lassen sich gut behandeln. Auch wenn der Harndrang sehr stark ist, hält dieser meist nur kurz an, bevor sich die Blase wieder beruhigt. Die Abstände zwischen den Toilettengängen sollten möglichst ausgereizt und langsam erhöht werden. Es gibt verschiedene Techniken zur Ablenkung zwischen den Toilettengängen. Beispielsweise hilft aufrechtes Sitzen mit leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper die Druckverhältnisse im Bauch positiv zu verändern und vermindert so den Harndrang. Ebenso kann das Anspannen und nach oben ziehen des Beckenbodens den Druck auf die Blase vermindern. Ein weiteres Hilfsmittel ist das Führen eines Trinkplanes. Leider trinken viele Betroffene zu wenig, aus Angst, es nicht rechtzeitig zur Toilette zu schaffen. Besser ist es, regelmäßig und ausreichend zu trinken.

 

 

Stärkung des Beckenbodens

Der Beckenboden ist von außen nicht sichtbar. Die Muskeln des Beckenbodens kann man jedoch willentlich bewegen und mit gezielten Übungen trainieren und stärken. Es gibt einfache Übungen, die man unbemerkt in den Alltag einbauen kann und dadurch der Inkontinenz entgegenwirkt. Betroffene, die unter einer Belastungsinkontinenz leiden, können allein durch Beckenbodentraining oft vollständig genesen.

 

Ein gesunder und kräftiger Beckenboden gibt den Bauch- und Beckenorganen halt. Die Schließmuskulatur von Harnröhre und After werden unterstützt. Weiterhin hält die Beckenbodenmuskulatur dem hohen Druck im Bauchraum stand, der z. B. beim Husten, Niesen, Lachen und körperlicher Belastung entsteht. Übergewicht, viel Sitzen und eine schlechte, krumme Körperhaltung können den Beckenboden zusätzlich schwächen. Geburt und Schwangerschaft beanspruchen bei Frauen zusätzlich die Beckenbodenmuskulatur.

 

Nicht nur Frauen, auch Männer profitieren von einem kräftigen Beckenboden. Regelmäßiges Training wirkt gegen eine Vergrößerung der Prostata. Das Training beugt ebenso einer Inkontinenz nach einer Prostata-OP vor. Während der OP wird ein Teil des inneren Blasenschließmuskels durchtrennt und dies kann zu einer Belastungsinkontinenz führen. Dies kann durch Training und Stärkung der Beckenbodenmuskulatur - auch bereits im Vorfeld der OP - verhindert werden.

 

Es gibt viele unterschiedliche Übungen, die den Beckenboden trainieren. Das Training umfasst Übungen, bei denen der Beckenbodenmuskel gezielt angespannt, die Spannung über mehrere Sekunden gehalten und zum Schluss wieder entspannt wird. Wichtig ist, dass man die richtige Atemtechnik einsetzt und die Übungen mit der Atmung kombiniert. Speziell geschulte Physiotherapeuten können ein Training professionell begleiten. Ein Arzt kann hierfür ein Rezept ausstellen. Auch Hebammenpraxen, Sportstudios oder Volkshochschulen bieten Kurse zum Beckenbodentraining an.

Tipps für den Alltag

Aufstehen

Möglichst nicht aus liegender Position direkt den Oberkörper aufrichten, weil die angespannten Bauchmuskeln die Organe im unteren Becken ungünstig auf den Beckenboden gedrückt werden. Besser ist, wenn man sich im Liegen zuerst auf die Seite rollt und dann den Oberkörper mit Hilfe der Arme aufstützt.


Haltung

Gerades Stehen und Sitzen schont den Rücken und stärkt den Beckenboden. Ein gebeugter Oberkörper staucht die Organe im Bauch zusammen und drückt diese auf den Beckenboden.


Heben

Beim Heben möglichst immer in die Knie gehen und nahe am Körper halten. Die Beckenbodenmuskulatur kann unterstützend angespannt werden. Wichtig ist auch, während der Belastung die Atmung weiterfließen zu lassen.


Husten & Niesen

Ein leicht über die Schulter gedrehter Kopf während dem Husten und Niesen verhindert, dass der Oberkörper automatisch nach vorne schnellt und dadurch den Druck im Bauchraum verstärkt.


Toilette

Während dem Wasserlassen und Stuhlgang möglichst nicht pressen. Ein erhöhter Kraftaufwand ist direkt im Beckenboden spürbar.


Bauchmuskeltraining

Möglichst während einer bestehenden Inkontinenz auf Sit-ups verzichten, da bei dieser Übung das gleiche Prinzip wirkt, wie beim geraden Aufrichten des Oberkörpers während dem Aufstehen.

Um dennoch die Bauchmuskeln zu stärken, kann man die Übungen im Vierfüßlerstand machen, da dies zu keinem erhöhten Druck auf den Beckenboden führt. Auch sollten Schwangere oder Frauen kurz nach der Geburt auf Grund ihres weichen Beckenbodens die Übung im Vierfüßlerstand praktizieren.


Es gibt keine Standardtherapie bei Inkontinenz. Die Möglichkeiten der Behandlung sind ebenso vielfältig, wie Ursache, Art und Ausmaß der Erkrankung und sollte daher individuell angepasst werden. Der Arzt sollte für den Betroffenen der erste Ansprechpartner sein, denn er kann über Vor- und Nachteile der in Betracht kommenden Behandlung aufklären.

 

Die Therapie bei Inkontinenz reicht von Gewichtsabnahme, Verhaltensänderung und Beckenbodentraining bis hin zu medikamentösen Therapien und Operationen. Den Betroffenen steht außerdem eine große Auswahl an speziellen Inkontinenzhilfsmitteln, wie Vorlagen und Inkontinenzslips, zur Verfügung. 



Quellen

 

https://www.tena.de/fachkraefte/weiterbildung/informationen-ueber-inkontinenz/

https://www.praxisvita.de/inkontinenz-harn-und-stuhlinkontinenz-4225.html

https://www.gesundheit.de/krankheiten/nieren-und-harnwege/blasenschwaeche-und-harninkontinenz/harninkontinenz-ursachen-risikofaktoren

https://www.pflege.de/leben-im-alter/krankheiten/inkontinenz/stuhlinkontinenz/

http://www.kontinenz-gesellschaft.de/fileadmin/user_content/startseite/patienten/krankheiten_therapien/harninkontinenz/DKG_H-uS_06-18.pdf


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